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1. Theil 3 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. gebraucht wurden, so erlaubte ihm der Herzog, in die Dienste der Union zu treten, und diese schickte ihn nach Böhmen, wo er sich auch mit gewohnter Tapferkeit mit den Kaiserlichen herumschlug. Nach der Schlacht am weißen Berge und nach der Auflösung der Union setzte Mansfeld im Dienste des entflohenen Pfalzgrafen Friedrich den Krieg in Deutschland fort, zog mehrere Jahre umher und plünderte besonders die reichen geistlichen Länder aus. Bald war er hier, bald dort (Pfalz, Elsaß, Niedersachsen); und schlugen ihn auch einmal die Kaiserlichen, so entließ er seine Leute und trat mit ihnen plötzlich an einer andern Stelle wieder auf. So trieb er sich sechs Jahre umher, ohne selbst einen Pfennig mehr zu haben, als was ihm der Krieg verschaffte. Endlich entwich er, nachdem er von denf kaiserlichen Heere unter Wallenstein an der Elbbrücke bei Dessau geschlagen war, mit seiner Schaar nach Ungarn, um sich mit dem unruhigen Großfürsten von Siebenbürgen, Beth len Gabor, zu verbinden. Aber dieser hatte Geld verlangt und keine hungrigen Soldaten, und vertrug sich daher lieber mit dem Kaiser. Der tapfere Mansfeld verkaufte sein Heergeräth, entließ mit gerührtem Herzen seine alten Kriegskameraden und wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wurde er unterwegs in Bosnien krank, und er, der so viel im Leben umhergeworfen war und jetzt mit neuen Entwürfen einem neuen Schauplatze zueilte, fand hier seinen Tod ganz unerwartet. Als ihm der Arzt eröffnete, daß er nur noch einige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen, den Degen umgürten und erwartete so stehend und gestützt auf die Schultern zweier Offiziere den Tod. So starb dieser eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626). Ein ähnlicher Mann war Christian von Braunschweig. Von jugendlichem Uebermuthe und von glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, trat auch dieser Fürst für Friedrichs Sache auf, warb ein Heer und zog damit auf Mansfelds Art in Deutschland umher. Am liebsten plünderte er die Kirchen und Weinkeller der geistlichen Fürsten aus, und auf die Münzen, die er von dem geplünderten Silber prägen ließ, wurde die Umschrift gesetzt: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Während der flüchtige Kurfürst von der Pfalz länderlos umherirrte, verfochten Christian und Mansfeld seine Sache, als wenn sie die ihrige wäre. Christian hatte, als er in Holland gewesen war, die vertriebene Kurfürstin Elisabeth kennen gelernt und gerührt von

2. Theil 3 - S. 272

1880 - Stuttgart : Heitz
272 Reue Geschichte. 2. Periode. Rußland. horchte auf seine Erzählung. Einmal hatte er ihm auch von der Art, wie in andern Ländern die Soldaten.exercirt würden, erzählt. „Das willst du auch versuchen!" dachte Peter und geschwind errichtete er im Dorfe Preobraschenskoi bei Moskau eine Compagnie von 50 Knaben seines Mers, die er Poteschni (Spielkameraden) nannte und von Lesort, den er zum Hauptmann der kleinen Schaar machte, exerciren ließ. Er selbst diente als Gemeiner und erklärte, daß nur Verdienst, nie Geburt zu Auszeichnung berechtigte.*) Die jungen Adligen hielten es für eine Ehre, ein Poteschni zu sein, und bald hatte er so viele Rekruten, daß ein Theil in das benachbarte Dorf Semenow verlegt werden mußte. Aus dieser Preobraschenskischen und Semeuowskischeu Schaar entstanden die beiden gleichnamigen, heute noch bestehenden Garderegimenter. Sophia, deren Ehrgeiz so weit ging, daß sie sich Beherrscherin Rußlands nennen ließ, hatte anfänglich das vermeintliche Spielwerk dieser kriegerischen Uebungen ruhig angesehen; ja, es war rhr lieb, daß Peter, wie es ihr schien, in der Zügellosigkeit aufwuchs. Aber bald merkte sie, wie gefährlich ihr seine Poteschni werden könnten; sie mußte es erleben, daß Peter ihre Anmaßungen nicht länger dulden wollte. Er war nun 17 Jahre alt und bereits vermählt, mit Eudoxia Lapuchiu, der Tochter eines alten und reichen Bojarengeschlechtes. Seine äußere Erscheinung war impo-nirend; von Stirn und Auge leuchtete Würde, Kraft und Entschlossenheit. Sophia mußte einsehen, daß sie werde wählen müssen zwischen der Entsagung auf Macht und Herrschaft und zwischen dem Entschluß, ihre Stellung mit Gewalt zu behaupten. Sie entschied sich für das letztere. Es wurde beschlossen, den jungen Ezaren und seinen Anhang auszurotten; die Strelitzen sollten die Ausführung des Planes übernehmen. Allein Peter erhielt in der verhängnißvollen Stunde eine Warnung, er floh wieder nach dem schützenden Troizki und rief seine Poteschni und seine Freunde zum Beistände herbei. Sie kamen, vor allen Lesort und noch ein ausländischer Befehlshaber, Gordon, mit ihren Truppen. Die Strelitzen wagten den Angriff nicht. Sophia mußte sich unterwerfen *) Diesen Grundsatz hatte Peter zeitlebens, und dies allein schon wäre hinlänglich, die Richtigkeit seines Verstandes zu beweisen. Auch in späteren Jahren diente Peter einmal einen ganzen Monat lang als gemeiner Soldat und aß nichts als die vorgeschriebene Portion Grütze, Brot u. s. w. „Nun weiß ich doch," sagte er, „daß der Soldat dabei bestehen kann."

3. Theil 3 - S. 191

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Entsetzung. 191 dem Passauer Vertrage eingezogene Güter den Katholiken zurückgeben, und daß jeber katholische Fürst das Recht haben solle, seine evangelischen Unterthanen zu seiner Religion anzuhalten. Nun hatte er boch wieber einen Vorwanb, das ungeheure Heer beisammen zu lassen, um nämlich das Gesetz — man nannte es das Restitntionsebict — in Ausübung bringen zu lassen. Wie erschraken aber die evangelischen Fürsten! Jetzt erst sahen sie, aber zu spät, ein, daß es,' wenn sie gleich anfangs zusammengehalten hätten, nicht so weit gekommen wäre. Zwei Erzbisthümer, 12 Bis-thümer und eine zahllose Menge Stifter, Klöster und Kirchen sollten herausgegeben werben. Alle Vorstellungen der Reichsstänbe fruchteten nichts; an bewaffneten Wiberstanb bachte bloß die Stadt Magbeburg, welche jetzt einen katholischen Erzbischof aus dem östreichischen Hause aufnehmen sollte. 5. Wallensteins Entsetzung. Aber nicht allein das Re-stitutionsebict schlug die Gemüther nieber; auch die zuchtlose Wirthschaft der Walleusteiner, unter welcher Protestanten und Katholiken gleich sehr litten, erregte allgemeine Unzufriebenheit, und alle Fürsten wünschten Frieden. Zwölf Jahre hatte nun schon der Krieg gebauert, und grenzenloses Elenb war schon hier und ba baburch angerichtet worben. Daher baten alle den Kaiser, boch eine Zusammenkunft der Fürsten auszuschreiben. Das geschah bettn auch, und sie kamen 1630 in Regensburg zu einem Reichstage zusammen. Aber was mußte Ferbinanb hier hören! Von allen Seiten schrie man auf ihn ein und führte die bittersten Klagen über Wallenstein. Selbst der eigene Bruder des Kaisers sagte: „Ew. Majestät glauben nicht, wie das Volk auf den Durchzügen haust. Es kann nicht ohne allen Schaben abgehen. Aber das Bretmen, das Mißhanbeln der Weiber und Kinder, das Tobt-schlagen, das Nasen- und Ohrenabschneiben und noch anbete Martern — das kann der Offizier wohl Hinbern. Ich weiß es wohl, daß man Ew. Majestät solche Sache ausreben will; aber mir, Ihrem getreuesten Bruder, können Sie sö viel wohl glauben. Die Offiziere füllen ihre Beutel mit dem Schweiße und Blute der armen Leute an und ich könnte mehrere nennen, die vor kurzer Zeit noch in einer unansehnlichen Gestalt erschienen, jetzt aber 3—400,000 Gulden baares Gelb besitzen. Die Summen nahmen sie nicht bettt Feinde ab, sonbent sie erpreßten sie von bett armen Unterthanen der katholischen Fürsten." Noch kläglicher waren die Berichte der pommer-schen Abgeorbneten! Ihr Herzog Bogislav habe die Soldaten als

4. Theil 3 - S. 308

1880 - Stuttgart : Heitz
308 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Friedrichs I. Sohn, Friedrich Wilhelm I., folgte 1713 und starb 1740. Welch ein sonderbarer Mann! Die Ordnung, Sparsamkeit und Thätigkeit selbst, aber-tyrannisch und jähzornig in hohem Grade. ' Ääs Erste, was er nach seiner Thronbesteigung that, war, daß er die vielen unnützen Hofleute abschaffte, in allen Stücken Ersparungen vornahm und davon die Schulden bezahlte. Kein Bürger konnte mäßiger leben, als der König. Er begnügte sich mit Hausmannskost und seine Uniform war oft abgetragen genug. Zwar spotteten manche über ihn, aber daraus machte er sich nichts; denn er hielt es wohl für eine Schande, Schulden zu haben,' nicht aber, wirthlich zu leben. Bald waren auch wirklich die vielen Schulden seines Vaters bezahlt, und nun legte er zurück, damit sein Nachfolger einen Schatz vorfände. Dabei war er den ganzen Tag thätig; kein Beamter war sicher, daß er nicht selbst nachsah, und wehe dem, der seinen Zorn rege machte! Bei dem geringsten Widersprüche hieß es: „Räsonnir' Er nicht!" und war man nun nicht still, so setzte es Faustschläge, Stockprügel und Fußtritte, und vor diesen Mißhandlungen waren selbst seine Gemahlin und Kinder nicht sicher. Des Abends erholte er sich mit einigen gleichgesinnten Generalen im sogenannten Tabakscollegium. Da wurde dermaßen Tabak geraucht, daß man vor Qualm kaum die Lichter brennen sah; die Unterhaltung war dabei nicht die feinste und der König erlaubte sich selbst oft die gröbsten Späße. Seine Hauptliebhaberei waren große Soldaten. Seine Garde bestand fast aus lauter Riesen, und als sein Nachfolger sie später größtentheils verabschiedete, haben sich wirklich die größten davon als Riesen für Geld sehen lassen. Wo er nur von einem großen „Kerl" hörte, da mußte er ihn haben und hätte er ihn sollen mit Gewalt entführen lassen. Wollte ihm ein anderer Fürst eine rechte Freude machen, so schickte er ihm einige recht große Leute. Einmal ließ er einem besonders langen Bauerkerle, der aber etwas schiefe Beine hatte, diese zerbrechen und dann gerade heilen, um ihn zur Garde brauchen zu können, und einen andern Riesen kaufte er für 5000 Reichsthaler. Aber er hatte diese Riesen nur zur Spielerei, nicht zum Kriegführen, ließ sich daher auch nur selten und höchst ungern in einen Krieg ein, und wenn er Hülfstrnppen stellen mußte, schärfte er dem Fürsten Leopold von Dessau, der sie anführte, ein, sie ja zu schonen. Dieser Fürst, den man den alten Dessauer zu nennen pflegte, war ein Mann ganz nach Friedrich Wilhelms Sinn; rauh wie der König, ein Feind aller Wissen-

5. Theil 3 - S. 238

1880 - Stuttgart : Heitz
238 Neue Geschichte. 2. Periode. England. Menschen sonst nicht selten im Alter geschieht. Er wurde ernsthaft, schloß sich an die strengsten Puritaner an, lebte ordentlich und erbot sich, alle im Spiel gewonnenen Summen zurück zu bezahlen. Von nun an war sein Haus der Sammelplatz aller eifrigen Geistlichen seiner Partei; aber seine Freigebigkeit gegen sie brachte ihn in Schulden. Er suchte sich durch eine kleine Pachtung zu retten, sank aber immer tiefer in Schulden, weil er, anstatt die Hände zu rühren, Morgens und Abends stundenlang auf den Knieen lag und seine Einbildungskraft mit Erscheinungen und Offenbarungen nährte. So nahm seine Schwärmerei von Tage zu Tage zu und sein Vermögen immer mehr und mehr ab. Schon wollte er nach Amerika auswandern, als der Hof die Abfahrt verbot. Endlich wurde er zum Parlamentsmitglied gewählt. Aber nichts verrieth hier den Mann, der sich nachher so auszeichnete. Er war groß, aber uube-hülflich, hatte weder Anstand noch Sitten, kleidete sich nachlässig und hatte eine gemeine, undeutliche und verwirrte Sprache. Als aber der Bürgerkrieg ausbrach, zeigte sich bald sein großes Talent. Er warb ein Regiment aus Pachterssöhnen an und theilte ihnen bald seine Schwärmerei mit, die bekanntlich bei schlecht unterrichteten Leuten ansteckend ist. Er war zugleich ihr Prediger und ihr Anführer, und sein und der Seinigen wilder Enthusiasmus verrichtete Wunderdinge. Bald sahen alle auf ihn, und ganz England sprach von dem Pachter Eromwell mit Begeisterung. Man wählte ihn zum Anführer des ganzen Heeres. Aber zugleich wurde er auch das Haupt einer neuen religiösen und politischen Sekte, der Independenten. Er und seine Anhänger behaupteten, alle Menschen müßten gleich sein und daher weder ein König noch der Adel herrschen; jeder könne glauben, was er wolle; aber keine Obrigkeit müsse sich um die Kirche bekümmern, und jede Gemeinde habe das Recht, ihre Prediger selbst zu erwählen und einzusetzen; jeder könne ein Geistlicher werden u. s. w. Fast das ganze Heer wurde nach und nach von diesen Freiheitsgrundsätzen angesteckt, und die Seele des Ganzen war Eromwell. Ist einmal ein Heer von einem großen Gedanken begeistert, gleichviel, ob er richtig oder falsch ist, so ist ihm nicht leicht zu widerstehen. So auch hier. Der>König, so glücklich auch im ersten Kriegsjahre sein Vetter, Prinz Rnppert von der Pfalz, gefochten hatte, und sein Anhang wurden fast überall geschlagen; auf der einen Seite hatte er die Schotten, auf der andern die Independenten zu bekämpfen. Die entscheidendste Niederlage erlitt er bei

6. Theil 3 - S. 339

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Kunersdorf. 339 6. Schlacht bei Kunersdorf, 12. August 1759. So viele große Thaten die Preußen auch verrichteten, so wurde doch des Königs Lage mit jedem Jahre mißlicher. Woher sollte er zuletzt noch Menschen, Geld und Kriegsvorräthe nehmen? Und kein Wunder war es, wenn dem Könige manchmal wegen des Ausganges ganz bange wurde. Im Jahre 1759 standen Friedrich und Daun wieder in der Gegend von Landshut und beobachteten einander mehrere Monate lang, ohne daß einer den andern anzugreifen wagte. Zu Ende des Juli aber erhielt Friedrich die betrübende Nachricht, daß die Russen unter Soltikow wieder in die Neumark eingefallen wären, ein gegen sie ausgesandtes preußisches Heer geschlagen und die Absicht hätten, sich mit den Oestreich ent unter Laudon zu vereinigen. Geschwind beschloß er, selbst nach zur Nachahmung eine Stelle verdient. Der Commandant von Neiße, General Treskow, hatte ein Gut nahe bei der Stadt. Auf diesem befand sich feine Frau, als die Oestreicher die Belagerung anfingen. Diese hielten es für das Sicherste und Geschwindeste, sich durch eine Verrätherei der Stadt zu bemächtigen. Treskow war kurz vorher Kriegsgefangener gewesen. Man hatte ihm in Oestreich mit vieler Achtung begegnet und die Gemahlin, die um das Schicksal ihres Mannes zu versüßen, selbst nach Oestreich reifte, war mit ausgezeichneter Höflichkeit am kaiserlichen Hofe behandelt worden. Die Erinnerung an die Güte der Kaiserin mußte noch in frischem Andenken sein. Hierauf wurde ein Entwurf gegründet. Ein kaiserlicher Offizier stattete der Generalin einen Besuch ab und brachte ihr Schutzbriefe vom östreichischen Feldherrn. Er wurde wie ein Wohlthäter empfangen und behandelt. Bei der Tafel, ohne Zeugen, kommt zuletzt das Gespräch auf die Kaiserin. Die Generalin kann mit Maria Theresiens Lobe nicht fertig werden. Jetzt glaubt der Offizier feinen Antrag machen zu müssen. Er verspricht ihr große Summen, Würden und ein unverbrüchliches Geheimniß, wenn sie ihren Mann bewegen wollte, die Festung den Kaiserlichen in die Hände zu spielen. Frau von Treskow wird aufs innigste bewegt. Kaum faßte sie sich so lange, bis alles vorgetragen ist. Nun springt sie auf, ringt wehmüthig die Hände und bejammert die ihr widerfahrene Erniedrigung, wobei sie wiederholt ausruft: „Ist es möglich? Mir einen solchen Antrag?" Alle Beruhigungsgründe des Offiziers waren bei der tiefgetränkten Dame fruchtlos. Sie erklärt nun aufs bestimmteste, von den ihr ertheilten Schutzbriefen keinen Gebrauch machen, sondern lieber mit den Belagerten alle Unruhen und Gefahren und allen Mangel theilen zu wollen. Ihr Gut, das einzige Eigenthum ihrer Familie, gab sie dabei großmüthig preis. „Wir find atm," sagte sie; „dies ist unser alles. Durch die Ehre gezwungen, überlasse ich es Ihren Händen. Wollen Sie sich rächen, so thun Sie es." Vergebens warf sich der durch diesen Edelrnuth äußerst gerührte Offizier zu ihren Füßen und beschwor sie, ihren Vorsatz aufzugeben. Sie verzieh ihm die Beleidigung, wollte aber durchaus nicht länger in der Gewalt der Feinde Preußens sein. Noch in derselben Nacht fuhr sie ab. Der Offizier begleitete sie bis an die ersten Festungswerke und verließ sie dann voll Bewunderung.

7. Theil 3 - S. 185

1880 - Stuttgart : Heitz
Tilly. Wallenstein. 185 ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre. 4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle. Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon

8. Theil 3 - S. 271

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 271 Aber die Unzufriedenheit unter den Strelitzen dauerte fort; Zwei ihrer Vorgesetzten, die beiden Fürsten Ehowauski, zeigten auch der Regentin gegenüber selbstsüchtige Pläne im Sinne der altrussischen Partei. Der Hos zog sich in das feste Kloster Troizki, ein neun Meilen von Moskau gelegener Wallfahrtsort, zurück. Hierher wurden die beiden Chowanski gerufen und, als sie der Aufforderung folgten, sogleich ergriffen und mit ihrer Begleitung getödtet. Nun stürmten die Strelitzen heran, um den Tod ihrer Anführer und Kameraden zu rächen. Peter hatte sich mit seiner Mutter in die Kirche geflüchtet; hier am Altare, heißt es, bedrohte ihn ein Strelitz mit gezücktem Messer. Ein andrer riß den Wüthenden zurück und rief ihm zu: „Nicht hier am Altare, Bruder! Er wird uns nicht entgehen!" In diesen gefahrvollen Augenblicken erschien der bewaffnete Adel der Umgegend zum Schutze des Hoses. Die Strelitzen gaben ihre Rachegedanken auf und lieferten selbst die Anstifter der Meutern zur Bestrafung aus. Dreißig der Hauptschuldigen wurden hingerichtet, die übrigen entlasten. *) Von nun an wurde die Regentin in ihrer Leitung des Reiches durch die Strelitzen nicht mehr gestört; ihr Rathgeber war der Fürst Wasfily Galizyn. Von dem schwachsinnigen Iwan hatte ihr Ehrgeiz nichts zu besorgen; der noch unmündige Peter wuchs unter der Aufsicht seiner Mutter Natalia und des Fürsten Boris Galizyn in Preobrafchenskoi, einem Dorfe und Lustschlosse bei Moskau, kraftvoll heran. Von einer lebhaften Wißbegierde gedrängt schloß sich der junge, talentvolle Czar am liebsten an einen Ausländer, Lefort aus Genf, an, der von seinen Aeltern für den Kaufmannstand bestimmt gewesen, aber seiner Neigung zum Militär folgend in französische, holländische und zuletzt russische Kriegsdienste getreten war. Lefort, ein Mann voll ausgebreiteter Kenntnisse und weltmännischer Erfahrung, die er mit Geschick zu verwerthen wußte, war dem jungen Czar bekannt geworden und hatte sich bald dessen ganze Zuneigung erworben. Stundenlang saß oft Peter und *) Unter den Verurteilten waren drei Brüder. Ihre alte Mutter bat fußfällig um ihre Begnadigung. Peter bewilligte ihr einen, der ihr der liebste fei. Sie wählte den jüngsten. Als sie aber mit ihm aus dem Gefängnisse ging, fiel er über die Schwelle und beschädigte sich so, daß er auf der Stelle starb. Peter hielt dies für einen Wink des Himmels, und that vor einem Crucifix das Gelübde, keinen Verbrecher mehr der verdienten Strafe zu entziehen.

9. Theil 3 - S. 275

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 275 der Gardehauptmann herein, hinter ihm seine Soldaten. Die Verschworenen verloren den Muth, fielen auf die Kniee und baten um Gnade. Nachdem sie gebunden waren, gab Peter dem Hauptmann eine Ohrfeige, weil er, wie er glaubte, eine Stunde zu spät gekommen war. Da dieser sich aber durch Vorzeigung des schriftlichen Befehls auswies, entschuldigte der Czar seine Hitze, küßte ihn auf die Stirn und erklärte ihn für einen braven Offizier. Wie staunten Lefort und seine Gäste, als er zurückkam und erzählte, was indessen geschehen war! Viele der Schuldigen wurden hingerichtet. Je mehr ihm Lefort von fremden Ländern erzählte, desto begieriger wurde er, sie selbst zu sehen. Im Jahre 1697 rüstete er eine große Gesandtschaft aus, die von Lefort angeführt wurde, wohl aus 300 Personen bestand und durch einen großen Theil von Europa reisen sollte. Er selbst wollte sie begleiten; aber weil er ein großer Feind von allen Umständen war und gern alles ungestört sehen wollte, so ging er unter dem Titel eines Obercommandeurs mit, und er hatte ausdrücklich seinen Leuten besohlen, zu thun, als wenn er nicht der Czar sei. Zunächst ging es über Riga nach Königsberg, wo der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Iii., die Gesandtschaft in feierlicher Audienz empfing. Peter war auch dabei und wollte unbekannt bleiben. Aber das war vergebens. Alle Hofleute erkannten ihn gleich an seiner hohen Gestalt, seinen blitzenden Augen, die er überall umherwarf, und an der Mühe, die er sich gab, nicht erkannt zu werden, indem er sich oft seine Mütze vor das Gesicht hielt. Insgeheim besuchte er auch den Kurfürsten allein, der sich alle Mühe gab, ihn mit Schmausereien, Opern u. s. w. zu unterhalten. Einmal hatte er zu viel getrunken und bekam mit Lefort Streit. Wüthend fiel er ihn an und befahl ihm, den Säbel zu ziehen. „Das sei fern," sagte der verständige Lefort; „lieber will ich von den Händen meines Herrn sterben!" Mit Mühe wurde der Czar zurückgehalten. Am folgenden Morgen bereuete er seine Uebereilung. „Ich will mein Volk gesitteter machen," rief er schmerzlich ans, „und noch vermag ich's nicht, mich selbst zu zähmen!" — Mit großer Wißbegier besuchte er die Handwerker und Künstler, besonders die Bernsteindrechsler. Dann ging es über Berlin, Magdeburg und Hannover nach den Niederlanden. Ueberall fand man ihn sehr liebenswürdig, obgleich seine Sitten, besonders bei Tische, etwas roh waren. Am hannoverschen Hofe wunderte er sich, daß nicht alle Damen Roth und Weiß auflegten; das fei

10. Theil 3 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 131 der den Auftrag dazu erhält, verschiebt sie absichtlich, bis auf den Tag vor der Zusammenkunft. Bei seinem Eintritte in den Keller findet er einen Menschen von verdächtigem Ansehen in einem Winkel stehen. Es war ein gewisser Fowkes (sprich Fauks), sonst Osficier in spanischen Diensten, ein verwegener Kerl und Theil-nehmer an der Verschwörung. Mau findet bei ihm eine Menge Lunten, und als man die Reiser auseinanderwirft, entdeckt man die Vorräthe Pulver. Auf die Folter gebracht, gesteht er sein Berbrechen und nennt die Theilnehmer. Piercy und die andern Verschworenen, 80 an der Zahl, fliehen, von ihrem Gewissen verfolgt, nach Warwikshire (sprich Warikschier), verschanzen sich in einem Hanse und werden von den Soldaten des Königs angegriffen. Während des Kampfes fängt das Pulver der Verschworenen Feuer und wirst krachend einen Theil derselben in die Lust; die Uebrigen werden gefangen und büßen auf dem Schaffotte ihr Unternehmen. — Jacob starb 1625. 95. Heinrich Iv. von Frankreich, 1589—1610. Während der letzten 14 Jahre Elisabeths regierte in Frankreich Heinrich Iv., der beste König, welchen die Franzosen seit Ludwig Ix. gehabt hatten, und der noch jetzt bei ihnen in gesegnetem Andenken steht. Es "ist derselbe, der bei der Erzählung der Bartholomäusnacht unter dem Namen Heinrichs von Navarra oder Bearn öfters erwähnt worden ist. Nachdem der dritte Sohn der bösen Katharina von Medicis, Heinrich Hl, 1589 in St. Elond von einem Mönche (Clement) ermordet worden war, gab es in Frankreich keinen nähern Verwandten des nun ausgestorbenen Hauses Valois, als Heinrich von Navarra, das Haupt des Hauses Bourbon, das nun den französischen Thron bestieg. Aber — er war ein Hugenotte; Grund genug, daß der katholische Theil der Franzosen ihm feindlich gegenüber stand. Wollte er • daher König von Frankreich werden, so mußte er sich die Krone erkämpfen. Er war jetzt 36 Jahre alt, in der Blüthe der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren; dabei die Thätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war, so mußte er doch fünf schwere Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Frau-
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